Text von

How to use OnlyFans – Max erzählt von seinen Erfahrungen

Die Online-Plattform OnlyFans boomt – Seit dem Jahr 2016 haben Creator*innen die Möglichkeit Fotos und Videos mit freizügigen und pornografischen Inhalten hochzuladen. Follower*innen müssen bezahlen, um die jeweiligen Inhalte anzuschauen. Max* erzählt mir von seinen OnlyFans Erfahrungen.
Illustration einer OnlyFans Seite, junger, anonymer Männerkörper

*Name wurde geändert

Seit wann bist du bei OnlyFans dabei?

Max: «Ich bin etwa seit 2018 bei OnlyFans dabei. Ich habe mich eigentlich nur angemeldet, weil das zu dieser Zeit in meinem Umfeld aufkam. Es hiess, dass man dort alles teilen kann, was man will und Leute müssen dafür bezahlen, um sie anzusehen. Da dachte ich mir, warum nicht?»

 

Gibt dir OnlyFans Bestätigung?

Max: «Nein, überhaupt nicht. Eigentlich kriegt man sowieso keine wirkliche Bestätigung, den man weiss gar nicht, wer die Follower*innen sind. Die wissen alle wer ich bin, doch ich habe keine Ahnung wer sie sind.»

 

Wieviel Geld hast du bisher mit OnlyFans verdient?

Max: «Bisher habe ich etwa 4000 Franken verdient, ich bin aber nicht regelmässig aktiv.»

 

Wie viel muss ich bezahlen, um dich zu abonnieren?

 Max: «Ich verlange 12 Franken pro Monat.»

 

Was für Inhalte teilst du?

Max: «Weisst du, die Schwulen-Welt ist mega cruel…Von dem her kann meine Nacktfotos eh jede*r finden. Also habe ich schon einige Nacktfotos gepostet. Es ist mir relativ egal, wenn Leute mich nackt sehen. Wenn es ihnen Wert ist, dafür 12 Franken zu bezahlen, solle sie das tun.

 

Wo liegt für dich die Grenze?

Max: «Ich überlege…Ich würde mich sicher nicht ankacken lassen. (lacht)

 

Gibt es auf OnlyFans auch Pornos?

Max: «Auf jeden Fall. Viele Pornoproduzent*innen laden ihre Pornos über OnlyFans hoch. Ich wurde auch schon öfters angefragt, ob ich bei einem Porno mitmachen würde. Ich war schon an mehreren Castings, doch mich hat es genervt, dass man schlussendlich so schlecht bezahlt wird. Ich weiss, wieviel Geld man aus so etwas rausziehen kann…Ich meine, wenn ich auf OnlyFans ein Video posten würde, würde ich vermutlich mehr Geld als mit einem Porno verdienen.

 

Bekommst du viele komische Privatnachrichten?

Max: «Ja schon. Viele beantworte ich einfach nicht, nur wenn mich etwas echt nervt. Du kannst auch Geld für Privatnachrichten verlangen. Ein Typ hat mir mal 60 Franken für meine Handynummer bezahlt.»

 

Hast du das Gefühl, dass mehr homosexuelle als heterosexuelle Männer auf OnlyFans sind?

Max: «Nein, das hängt nicht von der Sexualität ab. Du musst dir vorstellen, dass es viele Personen gibt, die sich wohl in ihrem Körper fühlen und dazu noch Geld verdienen wollen. Völlig egal, ob sie Frau, Mann, heterosexuell, homosexuell oder was auch immer sind. Ich kenne viele verschiedene Personen, die OnlyFans nutzen.»

 

Würdest du jemals jemanden von OnlyFans treffen?

 Max: «Mein letztes Date sagte mir, dass er schon wisse, wie ich nackt aussehe. Ich war anfangs total verwirrt, bis er mir sagte, dass er mich auf OnlyFans gesehen hat. Das war schon unangenehm. Es ist ein komisches Gefühl, wenn einem jemanden schon kennt du die Person aber nicht.»

 

Gibt es Aspekte, die du an OnlyFans problematisch findest?

Max: «Ja. Ich bekomme 12 Franken pro Foto. Bisher hätte ich 4000 Franken eingenommen, bekomme aber nur 80% dieser Einnahmen ausbezahlt. Die restlichen 20% gehen an OnlyFans. Darunter leiden nicht nur ich als Privatperson, sondern auch Pornolabels, die sich auf OnlyFans vermarkten.

 

Hast du manchmal Angst, dass deine Follower*innen enttäuscht werden von deinem Content?

Max: «Nein. Ich verdiene ja nicht meinen Lebensunterhalt damit.»

 

Mittlerweile ist bekannt, dass gratis Pornos problematisch sein können, da die Darsteller*innen nicht genügend bezahlt werden. Denkst du, dass eine Plattform wie OnlyFans ein Lösungsansatz für dieses Problem sein kann?

Max: «Nein, im Gegenteil. Ich kenne viele kleine Pornolabels, die mittlerweile dazu gezwungen sind, ihre Inhalte über OnlyFans zu vermarkten. Das führt dazu, dass die Darsteller*innen noch schlechter bezahlt werden, weil OnlyFans 20% der Einnahmen behält. Das ist sehr Schade.»

 

Ist der Druck für Perfektionismus auf OnlyFans noch höher als auf Instagram? Schliesslich dreht sich dort alles darum, wie man aussieht bzw. sich präsentiert

Max: «Ich finde Instagram schlimmer. Das liegt vermutlich daran, dass ich schon echt unangenehme Situationen auf Instagram erlebt habe. Es wurden Bilder gegen meinen Willen veröffentlich und ich wurde auch schon erpresst. Klar gibt es auf OnlyFans auch unangenehme Situationen. Eine Freundin von mir hat sich als Nebenverdienst auf OnlyFans angemeldet und wurde dann von ihren Mitarbeiter*innen entdeckt. Der Arbeitgeber hat diese Fotos dann auch gesehen…Es wurde eben getuschelt, was für sie unangenehm. War. Niemand rechnet mit solchen Situationen, aber es kann eben passieren. Das nervt mich an der Schweiz oder auch allgemein. Viele Leute konsumieren pornografische oder erotische Inhalte, aber verheimlichen es, weil sie sich schämen. Das sollte definitiv normalisiert werden.»

 

Danke für das Interview.

Weitere Artikel