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What the fuck is ethical porn?

Perfekte Körper, eine halbe Stunde lang durchvögeln, die Frau findet es unglaublich geil und vom Mann bekommt man nicht viel mit. Bestimmt hast du dir auch schon gedacht; verdammt, wir sind so verblendet von der ganzen Pornoindustrie. Ich für meinen Teil höre das ständig - Was ich zuvor aber noch nie gehört habe, ist ethical porn. Und genau dieses Format, von einem Freund scherzhaft Max Havelar Porno genannt, will mit den Klischees und Vorurteilen aufräumen.

Mit dem Internet kam auch der grenzenlose Zugang zu Pornografie. Das Internet ist voll mit Schmuddelplattformen und die Milliarden von Filmen, die darauf gefunden werden können, werden oft dafür kritisiert allein auf die Bedürfnisse von Männern zugeschnitten zu sein. Dies, obwohl mehr als 30% der Pornoseher*innen Frauen sind. Das ist aber nicht das einzige Problem der veralteten Industrie, denn viele Erwachsenenfilme werden zudem unter schlechten Bedingungen für die Darsteller*innen und das Kamerateam produziert. Schlechte Bezahlung, fehlende Zustimmung oder mangelnde Hygiene am Set sind keine Seltenheit. Bei ethischen Pornos sieht das anders aus.

 

Ethische Pornos werden auch feministische oder fairtrade Pornos genannt, was aber überhaupt nicht heisst, dass die Filme nur für Frauen oder gar soft Pornos sind. Bei ethischen Pornos geht es darum, alle Personen, die am Dreh des Films beteiligt sind zu schützen. Das heisst nicht nur faire Bezahlung oder dass sich jeder wohlfühlt, sondern auch die Handlung des Films. Die Szenen sollen realistisch sein und alle Geschlechter mit einbeziehen, auch Genderqueere Personen. Nebst den unterschiedlichen Sexualitäten werden auch verschiedene Körpertypen dargestellt. Der Unterschied zu den bereits existierenden Pornokategorien wie BDSM, Latina oder Transsexual ist, dass diese in den Kategorien oft als Fetische dargestellt werden. Bei ethischen Pornos geht es aber darum, Diversity als normaler Teil der Sexualität darzustellen. Die Erwachsenenfilme können auch eine aufklärende Rolle einnehmen, nämlich genau deshalb, weil sie so nah an der Realität sind und die Darsteller*innen das tun, was ihnen gefällt.

 

«Bei so etwas intimen wie Pornos ist das ethische auf einmal ausgehebelt, das ist etwas, das ich nicht verstehen kann. Ich finde es sehr wichtig ethische Pornos zu produzieren und finde, dass sie noch viel zu wenig vertreten sind. Die meisten wissen gar nicht was ethische Pornos sind. Zudem geht es auch darum, dass es bei Sex nicht nur um Männer geht. Ethische Pornos sind also nicht nur ethisch, sondern auch fair.»  Laura, 19

 

Ethische Pornos werden deshalb auch feministische Pornos genannt, weil sie Frauen den Zugang zu Pornos erleichtern. Sie können sich sicher sein, nicht auf abwertende oder diskriminierende Bilder zu stossen, wenn sie Pornoseiten durchstöbern. Viele Frauen fühlen sich auf typischen Pornoseiten ausgeschlossen und nicht willkommen, weil sie das Gefühl vermitteln, nicht für Frauen produziert worden zu sein. Dies ist auch nicht verwunderlich, denn die Pornoszene ist sehr männerdominiert.

 

«Bei Pornos steht die Frau im Mittelpunkt, in der Realität oft die Bedürfnisse des Mannes. Man sollte Männer nicht darauf hinweisen müssen, dass Sex nicht dann fertig ist, wenn sie gekommen sind.» Kim, 21

 

Wie alles andere haben leider auch ethischen Pornos Schattenseiten. Zum einen fehlt die Bereitschaft der Pornoseher*innen für Pornografie zu bezahlen. Wie auch im Journalismus, ist es schwierig den Konsumenten daran zu gewöhnen, für etwas zu bezahlen, was vorher immer gratis war. Zum anderen sollen die Filme primär erregen, ethische Aspekte rücken dabei schnell in den Hintergrund. Zu guter Letzt gehen die Definitionen von Ethik sehr weit auseinander und wie es am Set wirklich zu und hergegangen ist, lässt sich nur vermuten.

 

«Für mich unterscheidet sich ethical porn gar nicht so sehr von onlyFans. Auch da kann jeder selbst entscheiden, was er von sich preisgibt und erhält das Geld auf direktem Weg. Nicht wie bei Brazzers, wo die Models nur einen kleinen Teil des Gewinns erhalten.» Philip, 21

 

Text: Alina Graber

 

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