Die offizielle Begründung von Yoons Übergangsteam lautet, dass sie ein einheitliches Alter will, um die sozialen und wirtschaftlichen Kosten zu senken, die mit der Zulassung von mehr als einer Art der Alterszählung verbunden sind.
Gemäss der BBC sorgte während der Corona Pandemie das koreanische Alter für Chaos, weil es bei Impfstoff Verteilung zu Verwirrungen kam. Zudem gab es immer wieder Eltern, die versucht hatten, das Geburtenregistrierungssystem zu betrügen, weil sie befürchtet hatten, dass die Dezember-Babys im späteren Leben benachteiligt werden.
Die Forderung nach einem einheitlichen Alter ist nicht neu. In den Jahren 2019 und 2021 wurden schon Gesetzesvorlagen eingereicht, welche von der Nationalversammlung nicht unterzeichnet wurde. Nach dem Indian Express wird die People Power Party dieses Mal aber keinen neuen Gesetzentwurf einbringen, sondern bestehende Gesetze ändern.
Jetzt stellt sich aber die Frage…
Was ist das koreanische Alter?
Offiziell wird in Südkorea das Alter so berechnet, dass eine Person mit dem Alter 0 geboren und an ihrem Geburtstag immer ein Jahr älter wird. So wird das Alter auch im Rest der Welt berechnet. Dies wäre dann auch das einheitliche Alter, falls die Gesetzesänderung durchgeführt wird.
Es gibt aber noch eine zweite offiziell anerkannte Methode, die „Jahres Alter“ genannt wird, bei der Babys mit dem Alter 0 geboren und danach immer am 1. Januar ein Jahr älter werden. Wenn ein Kind zum Beispiel am 31. Dezember geboren wird, ist es am 1. Januar ein Jahr alt. Dieses Alter wird bei Rechtsbereichen oft angewendet, die einen grossen Prozentsatz der Bevölkerung betreffen, wie zum Beispiel den Militärdienst, das Trinkalter oder die Festlegung des Alters, ab der Jugendliche vor Missbrauch geschützt werden müssen.
Und dann gibt es noch das sogenannte „koreanische Alter“, welches von der gesamten Südkoreanischen Bevölkerung im Alltag genutzt wird. Nach dieser Berechnung ist jedes Kind bei der Geburt automatisch ein Jahr alt und wird beim Jahreswechsel immer ein Jahr älter. Gemäss dieser Zählweise ist ein Kind, das am 31. Dezember geboren wird, am 1. Januar schon zwei Jahre alt.
Die Frühgeborenen
Nach den südkoreanischen YouTubern, DKDKTV, gibt es zudem die sogenannten „Frühgeborenen“. Das sind Menschen, die im Januar oder Februar geboren wurden. Diese Frühgeborenen werden als gleich alt angeschaut, wie die Kinder im vorherigen Jahr. Ein Kind, welches im Januar 2004 geboren wurde, geht in dieselbe Klasse wie ein Kind, das 2003 geboren wurde. Es wird auch als älter angeschaut als ein Kind, das zum Beispiel im März 2004 geboren wurde. Dies sorgte für noch mehr Chaos und Streitereien. So viel Chaos, dass 2009 das Konzept der Frühgeboren offiziell abgeschafft wurde. Folglich wurden alle Kinder im selben Jahrgang in dieselbe Klasse eingeschult. Das Konzept der Frühgeborenen ist aber auch heutzutage noch stark in den Köpfen verankert.
Sonne Mond und Sterne
Um das Ganze noch komplizierter zu machen, hatte die frühere Generation von Südkoreaner*innen den Mondkalender genutzt, um ihren Geburtstag zu bestimmen – Der Rest der Welt verwendet den Sonnenkalender. Der Mondkalender ändert sich jährlich, was die Verwirrung noch grösser machte. Der Mondkalender ist aber mehr als veraltet und wird von der jüngeren Generation nicht mehr verwendet.
Das Alter ist tief in der Kultur verankert
In Südkorea hat das Alter einen viel höheren Stellenwert als bei uns in der Schweiz. Südkorea hat eine von oben nach unten verlaufende hierarchische Gesellschaft.
Eine altersabhängige Dynamik ist in der Südkoreanischen Sprache verankert, sagt Suh Chan S., ein Soziologie Professor an der Chung-Ang Universität in Seoul, in einem Interview mit der New York Times. „Man kann nur diejenigen als Freunde betrachten, die gleich alt sind, wie man selbst“, sagte er. „Man verwendet Begriffe wie ‚eonni‘, ‚hyeong‘ oder ‚oppa‘, um diejenigen anzusprechen, die älter sind als man selbst.“ Er bezieht sich dabei auf einen Begriff für ältere Frauen und zwei für ältere Männer.
Er ergänzt: „Es wäre besser, wenn die Menschen ihre Gespräche nicht mit der Frage nach dem Alter des anderen beginnen würden, sondern als Gleichberechtigte.“
Auch wenn das Südkoreanische Alter sehr wahrscheinlich in Zukunft abgeschafft wird, so ist es sicher, dass die Südkoreanische Bevölkerung auch in Zukunft das Südkoreanische Alter im Alltag verwenden wird – Es ist zu tief in der Gesellschaft verankert und zu sehr basiert sie auf diesen Strukturen.