Mondhausi ist der Star am Berner Meme-Himmel. Ihm folgen über 10’000 Menschen auf Instagram. In seinen Memes wird gegen alles geschossen, was bei Drei nicht auf dem Baum ist. Das Aargau, DJ Antoine oder Erich Hess und sein E-Trotti. Sie alle werden regelmässig gedisst und auf die Schippe genommen. Das beliebteste Ziel bleibt alles, was nicht links und progressiv ist – die SVP ist mit Abstand das grösste “Opfer” der Meme-Attacken.
“Ich mache Beiträge zu dem, was mich beschäftigt. Solange die meisten Bürgerlichen ihr Denkvermögen auf dem Weg ins Bundeshaus liegen lassen, bleibt mein Output auch so.”
-Mondhausi
Lob auf der anderen Seite kriegte zum Beispiel Alain Berset für seine Corona Politik. Dementsprechend ist die Berner Memeszene sehr links-politisch geprägt.
Alain Berset findet es nicht ganz so lustig
Obwohl Alain Berset von der linken Meme-Bubble in Bern hauptsächlich gelobt und ein regelrechter Fankult um ihn geschaffen wurde, liess Daddy Berset, wie er liebevoll von seinen Fans genannt wird, verlauten, dass er in Zukunft keine Memes von sich mehr akzeptieren wird. Diese Entscheidung fällte er, nachdem die Memepage “dr.schweiz” ein T-Shirt Design von der Memepage “chnoeitoeif_im_schissdraeck” gestohlen hatte. Dies führte dazu, dass das Innendepartement rechtliche Schritte einleiten musste, wegen Missbrauchs der dafür benutzten Bilder.
Der Grossvater der Szene und eine grosse Inspiration von Mondhausi, Jesus.nr1 hat eine Theorie, wieso Berset so beliebt war.
“Ich denke, dass fast alles, was eine Grosszahl einer Bevölkerung gleichzeitig betrifft, grosses Potenzial hat, ein erfolgreiches Meme zu werden. Bei Berset war das, glaube ich, vor allem, weil er in den ersten von Unsicherheit geprägten Wochen der Pandemie als Leader-Figur regelmässig zur Schweizer Bevölkerung sprach und so die meisten Menschen regelmässig mit ihm konfrontiert wurden. So wurde ein gemeinsames Verständnis und irgendwo auch eine Connection innerhalb der Bevölkerung geformt. Dazu kommen sicher auch seine persönlichen Eigenschaften, da viele der Memes sich auch auf sein Aussehen oder seinen Akzent bezogen.”
-Jesus.nr1
Jesus.nr1 macht seit 2011 Memes, zu Beginn hauptsächlich im privaten Rahmen, unter Freund*innen. 2016 hatte der Meme Account Jesus.nr1 offiziell das Licht der Welt erblickt, richtig aktiv wurde er aber erst Mitte 2019.
Was die Berner Meme Szene auszeichnet
Jesus.nr1 sieht einen klaren Unterschied zwischen der Berner-, zu den anderen Meme Szenen, auch wenn er den Begriff “Szene” nicht mag.
“Ich mag den Begriff Szene nicht, finde das so ein bisschen flummig und pretentious. Ich glaube aber, dass Memes in Bern generell politisch aufgeladen sind.”
-Jesus.nr1
Falls du ein*e Nicht-Berner*in bist, und wie wir, keinen Plan hast, was flummig bedeutet: Unsere Dolmetscherin hat es mit “schwammig” übersetzt.
Aber genug Berndeutsch für heute. Mondhausi sieht nämlich auch einen Unterschied zwischen den Meme Bubbles und schiesst gleichzeitig noch gegen den senilen Urgrossvater der Schweizer Mainstream Meme Szene “Swissmeme”:
“Ich denke, was diese Art Memes von Swissmeme und ähnlichem Müll unterscheidet, ist, dass es nicht irgendeine auf Reichweite optimierte Scheisse ist, sondern halt das, was wir selber auch lustig finden. Ungeachtet dessen, wie viele Likes es bekommen könnte.”
-Mondhausi
Hallo ig bims, 1 neuer Meme Account👉👈🥺✨
Seit mehr als einem Jahr treibt Souhündin auf Instagram ihr Unwesen. Ihr Content ähnelt dem von Mondhausi oderJjesus.nr stark.
Ihr sind keine Unterschiede aufgefallen, welche die Berner Szene von anderen unterscheidet. Für sie ist die Schweiz ein Dorf, wo alle über die gleichen Insider Witze lachen. Für unterschiedliche Szenen ist schlicht kein Platz.
Obwohl sie verhältnismässig neu dabei ist, hatte die Souhündin schon mit vielen verschiedenen Memepages zu tun und kennt oft die Gesichter dahinter. Daher hat sie auch eine gute Ahnung, wieso die Meme Szene so politisch geprägt ist.
Es liegt sicher ein Stück weit daran, dass die meisten, wenn nicht sogar alle Memepage-Admins, aus alternativen Kreisen kommen und sich mit Kultur und Politik beschäftigten. Und das spornt natürlich an, diese gemeinsamen Interessen mit noch mehr Menschen zu teilen und auf wichtige (politische) Themen aufmerksam zu machen.
-Souhündin
Wie geht es weiter?
Die Zukunft der Meme Bubble ist unklar. Klar ist, dass wir nur einen kleinen Teil von allen Meme Accounts beleuchten konnten. Der kleine_hutzu, das Zimmer 101, die linkefotzen, chnoeitoeif_im_schissdraeck und noch viele mehr – Gemeinsam prägen sie die Berner Meme Kultur und die jungen Menschen.
Text: Rebekka Pérez und Philip Vornholt